2036

2036 / Teil 1 Poesie Kurzgeschichte
(Der zweite Teil ist zu späterem Zeitpunkt als Prosa geplant !

Ein Tag wie jeder andere, grau und fahl,
sein Leben Durchschnitt, letztendlich banal,
so grau wie der Himmel, gänzlich wolkenverhangen,
war er mit dem Kopf am Kinn ins Büro gegangen.

Über seinen traurigen Rekord hatte er noch gelacht,
gestern war tatsächlich die 4000te Nacht,
die er allein mit sich verbringen musste
und er sich wirklich nicht zu helfen wusste.

Seitdem man seit fast 14 Jahren im Lockdown lebte
und in völlig unwirklichen Welten schwebte,
war es auf dem Weg in die Arbeit und wieder zurück,
jemanden kennenzulernen, wahrlich, mehr als Glück.

Zumal mal unter den neuartigen Masken, die den kompletten Kopf bedeckten,
man nur erahnen konnte welche Gesichter oder Geschlechter dahintersteckten.
Und unter den Einheitsanzügen Unisex FFP 7,
kam jeder körperliche Reiz, wahrlich, gänzlich zum Erliegen.

Die Suche nach Bekanntschaften im letztverbliebenen Online Portal,
wurde dank der bewussten Masken ebenfalls komplett zur Qual.
Zwar hatte man schnell auf den Button Stimmprobe geklickt
und man bekam dann einen festlegten Satz als Audiodatei geschickt…

…doch auch hier wurde zunehmend gefaket mit den entsprechenden Möglichkeiten
und so blieben doch ganz erhebliche Ungewissheiten.
Hatte man sich dann tatsächlich in den dafür festgelegten Emo-Sphären getroffen,
konnte man nur auf ungespielte Authentizitäten hoffen.

Masken und Anzüge durften nur nachts abgelegt sein
und man schloss sich zum Schlafen in speziell gesicherten Kapseln ein.
So war körperliche Nähe ebenfalls nur unter speziellen Vorkehrungen möglich
und so scheiterten so manche Zusammenkünfte, logischerweise, kläglich.

Sexualität, Hautkontakt, Küssen oder dergleichen,
mussten empfohlener Weise, den virtuellen Ausweichmöglichkeiten weichen.
Dafür wurden vom „Viraliarchat“ die Mittel gestellt
damit es den Menschen in Ihren Einheitsbehausungen besonders gut gefällt.

So war es mittlerweile Trend sich virtuell zu „verbinden“,
anstatt sich mit einem realen Partner abzuschinden.
Auch er hatte dies schon oft und teilweise euphorisch genossen,
doch war er mehr und mehr im Wunsch realer Berührung zerflossen.

Auch wenn dies bedeuten würde sich nur nachts wenige Stunden zu empfinden,
denn in der Schlaf-Kapsel die Kräfte so rasend schnell schwinden.
Ob dies möglicherweise an einer Manipulation lag
oder einfach nur geschuldet war einem besonders harten Tag…

…war bis heute niemals irgendjemandem klar
doch das Arbeitsleben, zweifellos, besonders heftig war.
12-14 Stunden am Tag, in der Woche an 6 Tagen,
da konnte niemand in der „Freizeit“ besondere Energien wagen.

Der Mensch war verkümmert zum Lastentier,
um zu befriedigen der Obrigkeiten Gier.
Kneipenbesuche, Urlaub, Kultur komplett verboten,
um die Infektionszahlen möglichst im Detail auszuloten.

So war das Leben verkommen zu reiner Funktion
und Überleben war am Ende der eigentliche Lohn.
Immer öfter wurde deshalb in Frage gestellt,
was den Menschen tatsächlich noch am
Leben hält.

Die Suizid Raten lagen deshalb mittlerweile in 2 stelligen Prozent-Bereichen
und jeden Tag gab es neue Selbstmord Leichen.
Am Ende war den Menschen nur das Leben an sich geblieben,
denn der Virus hatte alles mit sich aufgerieben.

Kein Feiern mehr, kein Kino, kein Zoobesuch,
alle sozialen Treffen in Realität, ein wahrer Fluch.
Die meisten Möglichkeiten waren bereits ohnehin abgeschafft,
weil sonst ja eine Lücke zwischen Nachfrage und Angebot klafft.

Außerdem waren vor- und nachher jeweils Schnelltests wichtig
sonst wären alle Maßnahmen komplett null und nichtig.
Die Infektionsketten nachzuvollziehen war elementar,
das war mittlerweile sogar den Beratungsresistentesten klar.

Nachdem zu Beginn viel zu viele alles auf die leichte Schulter nahmen,
geriet tatsächlich alles aus wahrlich jedem Rahmen.
Erst als der Virus mutiert war, zum
wiederholten Mal,
sahen auch die größten Zweifler keinerlei Wahl.

Die direkten Opferzahlen hatten alle in Angst und Schrecken versetzt
und die anschließenden Tumulte hatten den Überlebenden zudem zugesetzt.
Denn fast 1 Milliarde Menschen waren direkte Opfer des Virus geworden
und mitten in der Pandemie begann dann auch noch das große Morden.

Und bis Sie die Unruhen der gespaltenen Bevölkerung endlich unter Kontrolle brachten,
starben weitere 100te Millionen Menschen in riesigen, anarchistischen, Straßenschlachten.
So hatten die Menschen sich zusätzlich gegen einander verrannt
und letztendlich blieben riesige Geisterstädte, völlig leer und ausgebrannt !

Die Regierungen hatten fast nur zugesehen ohne dass Sie agierten
als sich die Menschen hass-und angsterfüllt gegenseitig dezimierten.
Dann folgten Militärschlage, effizient und präventiv
seitdem sitzt der Schock der Menschen auf der ganzen Welt so tief.

In Schutt und Asche gelegt, die 4 größten Städte der Welt,
so war es um jedweden Widerstand schlagartig nicht mehr wirklich gut bestellt.
Denn in Tokio, Jakarta, Delhi und Mumbai,
war es für mehr als 120 Millionen Leben…. auf einen Schlag vorbei.

So fügte man sich selbstverständlich dem „Viraliarchat“
und unterwarf sich deren Herrschaft und Ihrem Rat.
Zusammengesetzt aus den einflussreichsten Konzernen der Pharmaindustrie
und Ihren Führern im Hintergrund, doch die erblickte man nie.

Als dann der Virus mehr als ein Dutzend malmutierte
und tatsächlich jedes, bis damals funktionierende, System kollabierte,
bauten Sie zunehmend aus, ihre Machtpositionen
und jeden der sich ihnen entgegensetzte sollten Sie nicht schonen.

So verschwanden immer wieder einmal Arbeitskollegen,
doch dank dem Virus sollte dies nur seltenst Verdacht erregen.
Selbst von den Familien, die man kaum noch treffen sollte,
keiner die Details des Ablebens, hinterfragen wollte.

Und so lebte er, 2036 in Berlin, mit seinen 26 Jahren
und im in herum starben weiterhin die Menschen in Scharen.
10 Jahre seines Lebens durfte er ohne den Virus leben,
doch konnte er es sich nicht erlauben, sich den Erinnerungen hinzugeben.

Nichts mehr wahr so wie es einstmals gewesen
und wie es die Kinder heute im online Unterricht lesen.
Also blieb Ihm nichts als sich, wie alle anderen, seinem Schicksal zu ergeben
und ohne sich vor Verzweiflung selbst zu richten, irgendwie zu überleben.

Er selbst war einer von 4 Geschwistern und ein Herdentier,
deshalb wuchs trotz schierer Unmöglichkeit,
nach einer eigenen Familie, die Gier.
Wie er im Betrieb erfuhr sollte dies nur den Eliten vorbehalten bleiben,
doch wollte er seine Möglichkeiten trotz allem weitertreiben.

So hatte er erfahren, dass er etwas Besonderes war,
denn seine spezielle „Fähigkeit“ wurden vor kurzem offenbar.
Nur ganz wenige Männer waren nach den Impfungen noch zeugungsfähig geblieben,
drum hatten die Samenbanken die Preise in unendliche Höhen getrieben.

Als er, zur Routineuntersuchung,
sich, entsprechend, testen ließ,
man Ihn danach direkt zu einem der Anwerber verwies.
So hatte sein Schicksal eine maßgebliche Wende genommen,
denn war er zwar nun zu einer Art kontaktlosem Deckhengst verkommen…

… hatten sich doch entsprechende Möglichkeiten aufgetan,
denn einige Vorteile sollten Ihm nun tatsächlich widerfahr‘n.
Wesentlich mehr Geld und Kontakterleichterung mit dem
anderen Geschlecht,
also körperliche Nähe wahrhaftig, live, maskenlos und echt.

Nach 3 Monaten dann bestellte Ihn der Projektleiter persönlich ein, er fragte sich was mochte wohl der Hintergrund sein.
Hoffentlich wurde nicht nach seinem kürzlichen Alkoholgenuss gefragt, denn der war bereits seit 2025 weltweit und tatsächlich generell untersagt.

Doch einer seiner Freunde aus der guten alten Zeit, sorgte ab und an für ausgelassene Heiterkeit.
Wenn auch nur jeder für sich selbst im eigenen Zuhause, machte dann dank seines selbstgebrannten Baumrindenachnapses eine heftige Singlesause.

Also hat er Angst seine Zulassung als Spender zu verlieren, oder zumindest ein saftiges Bußgeld zu kassieren.
Doch dann kam alle ganz anderes als er es sich gedacht, denn es wurde Ihm ein ganz besonderes Angebot gemacht.

Einer der Viraliarchen hatte persönlich nach dem Spender gefragt und selbstverständlich hatte man Ihm dies zugesagt.
Der Käufer wollte den möglichen Charakter seines zukünftigen Enkels erfahren und sich und seine Tochter vor bösen Überraschungen bewahren.

So durfte ich einer dementsprechenden Zulage entgegensehen, sollte ich Ihm und seiner Tochter 30 min Rede und Antwort stehen.
Gefragt und zugesagt kam dann der Tag.

Das Treffen sollte in einem speziellen dafür vorgesehenen Raum stattfinden und nachdem er alle Details erfuhr konnte er sich der Abscheu kaum entwinden.
Er musste Ihnen komplett nackt gegenüberstehen, so konnten Sie Gestik, Mimik und den Körper im Detail ersehen.

Beide waren gekleidet wie es vor der Seuche normal gewesen und von einer dritten Person wurde Ihm dann vorgelesen, er sei nach Erhalt des Geldes zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet, sonst würde er standrechtlich hingerichtet.

Der Vater hatte fürchterlich stechende Augen und einen wahrlich irren Blick und er wich als er den Raum betrat instinktiv einige Schritte zurück.
Als Sie sich dann zu Ihnen hinein bewegte, Ihn dummerweise alleine schon Ihr Gang erregte.

Von Ihren feinen, Licht und Wärme durchfluteten, Augen ganz zu schweigen,
musste er sich wie von Geisterhand plötzlich vor Ihr verneigen.
Die Situation musste man wohl wahrhaftig als subtil benennen doch er konnte in Ihren Augen ein wunderbar, herzlich freches Grinsen erkennen.

Die Befragung muss wohl recht schnell vorüber gegangen sein, doch fielen Ihm, direkt danach, keine Details mehr ein.
Er hatte Sie die ganze Zeit intensiv betrachtet und Sie hatte Ihn offensichtlich auch nicht als uninteressant erachtet.

Denn als Sie gingen, gab Sie Ihm einen Zettel, geheimer Weise
Sie machten sich zu dritt zufriedengestellt auf die Rückreise.
Zurück in die Wohnzylinder der Eliten, weit außerhalb der Stadt,
die von den Normalbürgern bisher noch keiner real gesehen hat.

Als er den Zettel dann zuhause auseinandernahm,
Ihn plötzlich ein warmes, tiefes Gefühl überkam….
Nicht nur Ihre Hand-Chip ID fand er darin,
sondern zusätzlichen einen vielversprechenden Holo Pin.

Den Pin hatte er unmittelbar in seinen Hand-Chip eingegeben
und das sich aufbauende Hologramm zeigte Sie blühend und unmaskiert
im realen Leben.
Sie durfte wohl in seinem Alter oder unwesentlich jünger sein
und stand auf dem Bild ohne Maske im Sonnenschein.

Er fragte sich wo das Bild wohl aufgenommen war,
ganz sicher nicht in der realen Welt das war im schnell klar,
denn die Gefahr sich ohne Maske den Viren auszusetzen,
wüssten wohl auch die Eliten, sehr wohl einzuschätzen.

Wie auch immer Sie war eine wirklich ganz wundervolle Frau,
das Haar pechschwarz und die Augen strahlend blau.
Er musste den Impuls, Sie direkt zu kontaktieren, unmittelbar, unterbinden
sonst würde er wohl für längere Zeit von der Bildfläche verschwinden.

Chip Calls waren nach 9.00 Uhr keinesfalls erlaubt
und man hätte Ihm augenblicklich seiner Zulage beraubt.
Also wartete er die ganze Nacht auf das Morgengrauen
und konnte nicht ab ununterbrochen auf den Timer zu schauen.

Um 6.00 Uhr morgens war er dann aus dem Bett gesprungen
und die Vorfreude war so immens durchgedrungen.
Fast wäre er vor lauter Träumerei in der E Bahn sitzen geblieben,
doch betrat letztendlich die Office-Box fast pünktlich, um sieben.

Das Zeitfenster für Chip Calls war täglich in der ersten Pause so gegen viertel nach zehn
und er konnte Sie fast leibhaftig vor sich stehen seh´n.
So tippte er mit Daumen und Zeigefinger euphorisch die Nummer
und wenigen Sekunden später ertönte hinter seinem Ohr der Summer.

Unendlich Male schellte es er wollte fast schon aufgeben, bis Sie sich endlich erbarmte abzuheben.
Ihre Stimme war fein wie Glockenklang und plötzlich wurde Ihm Warm und Kalt und Angst und Bang.

Dann endlich sprach er Sie an, gab sich zu erkennen und konnte vor Aufregung kaum Ihnen Namen nennen.
Als Sie erfasste, dass er es war, sprach Sie plötzlich ganz leise und Ihm wurde klar….

Sie war nicht alleine und musste vorsichtig sein, also ging er ohne zu antworten auf all Ihre Vorschläge ein.
Der Plan war, unabhängig voneinander in den Arzt Bezirk zu gehen
um sich dort in der Nähe, wieder zu sehen.

Bereits Morgen sollten Sie sich also gegenüberstehen
und es blieb Ihm nur den Zeitpunkt herbei zu flehen.
Er konnte Ihr gerade noch seinen Halo Pin senden,
dann musste Sie schlagartig den call beenden.

Am nächsten Tag dann, Ihrem Vater hatte Sie eine Lüge aufgetischt, war die nach dem vermeintlichen Arzttermin, Ihren Bewachern entwischt.
denn die Eliten ließen sich niemals unbewacht im Außen sehen, aus Angst Sie könnten plötzliche Angriff des Plebs nicht überstehen.

Es war allgemein bekannt, Sie waren die privilegierten Bitcoin Reichen und früher fand man ab und an Ihre misshandelten Leichen,
weil Sie vom Mob alleine aufgegriffen worden waren
und so zum Opfer fielen den hasserfüllten, perspektivenlosen Scharen.

Die Gesellschaft hatte sich in zwei Extreme geteilt
und viele hatte so ein unnatürliches Ende ereilt.
Während die wenigsten Reichen ein besseres Leben als damals genossen,
hatte das Schicksal auf den Rest, tatsächlich sämtliche Fäkalien gegossen.

Die Zahlen waren gestiegen, unaufhaltsam und weltweit
und mittlerweile sprach von fast 40% Arbeitslosigkeit.
Perspektivenlosigkeit, Angst und Hilflosigkeit,
bereiteten so den Weg zu Aggression und Bösartigkeit.

Er selbst hatte sich von Gewalt seit jeher distanziert,
weil er wusste, dass sich das Leid so nur weiter potenziert.
Außerdem war er einer derjenigen der jetzt besondere Vergünstigungen genoss
und so außerdem wesentlich mehr Bitcoin floss.

So wollten Sie sich also im „Viral“ treffen, mitten im Arztquartier,
er kam gerade ums Eck, da stand er ganz plötzlich direkt vor Ihr.
Wie eine von seinen Leuten war Sie gekleidet,
um sicher zu gehen, dass Sie keinen Schaden erleidet.

An den strahlend blauen Augen hatte er Sie erkannt
und das innig warme Gefühl in Ihm, hätte Ihn fast gänzlich übermannt.
Viel Zeit war Ihnen nicht gegeben, denn Sie wurde bereits gesucht,
denn Ihr Vater hatte die besten Bodyguards der Stadt gebucht.

Es mochten erneut nur wenige Minuten gewesen sein,
doch in dieser kurzen Zeit sahen beide ein,
Sie wollten zusammenkommen und bestenfalls bleiben,
befürchteten Sie auch Sie müßten dafür leiden.

Kurz bevor Ihre Bewacher Sie dann endlich aufspürten,
sich für eine Bruchteil von Sekunden Ihre nackten Hände berührten.
Schutzlos ohne Handschuhe wollten Sie sich berühren
und pur Haut an Haut, den anderen spüren.

Ein großes Risiko zwar, doch Sie konnten beide nicht widerstehen
denn Sie konnten beide die Liebe in den Augen des Gegenübers sehen.
Während der Berührung hatten Sie außerdem die Koordinaten der Home Base getauscht
und beiden war vor Vorfreude das Blut durch die Schläfen gerauscht !

An einem sicheren Platz, meinte Sie, sollten Sie sich treffen zum widerholten mal
doch Sie wussten auch die Zeit bis dorthin würde für wohl beide wahrlich zur Qual.
Und kurz bevor die schwarzgekleideten Schränke um die Ecke bogen,
hatte er sich grade rechtzeitig in ein „Coftogo“ zurückgezogen.

Mit dem Kaffee in der Hand und einem maßlos entrückten Blick,
machte er sich auf den Weg,… nach Hause zurück.
Lediglich 3 Tage zur Vorbereitung, bis zum ersehnten Zusammenkommen,
seine Umwelt nahm er nur unwirklich wahr, unscharf und verschwommen.

Wollte er sich doch von seinem Onkel dessen Mini Shuttle borgen
und vor dem Treffen für Sie noch eine Kleinigkeit besorgen,
denn die von Ihr übermittelten Koordinaten lagen im Grenzbereich
und beim Gedanken daran wurden Ihm tatsächlich die Knie recht weich.

Was in diesem Fall nur bedingt an der Vorfreude lag,
denn in der genannten Gegend wurde es niemals Tag.
Dort waren damals die Antimaterie Bomben der Regierung niedergegangen
und all die vernichteten Seelen waren dort als Schatten gefangen.

Am Ende waren es entmaterialisierte Körperzellen,
die dauerhaft die dortige Atmosphäre enthellen.
Ein unheimlicher Ort, der alle Ängste nährt,
aber für Ihr Treffen besten geeignet, weil völlig Menschen entleert !

So hatte er kurz vor Ihrem Treffen noch „Synthumen“, liefern lassen
und konnte sein Glück tatsächlich kaum fassen.
synthetische Blumen waren so selten geworden,
manch Sammler war sogar bereit dafür zu morden.

Er hatte Sie auf dem Online Schwarzmarkt im Brightnet bestellt
und konnte nur innig hoffen, dass Sie Ihr gefällt.
Eine herrlich duftende Orchidee, die ein Vermögen gekostet hatte,
liebevoll verpackt in rein biologische, essbare, Seetangwatte.

So hatte er sich am Tag des Treffens in Schale geschmissen,
was er unter dem FFP7 trug durfte natürlich niemand wissen.
Den letzten Business Anzug von vor der Seuche hatte er angezogen
und hatte so gekleidet vor dem Spiegel seine Chancen abgewogen.

Wie konnte jemand aus der Mittelschicht bei einer Privilegierten landen,
er hatte es von Anfang an nicht wirklich verstanden.
Doch gestand er sich ein, es könnte tatsächlich beidseitig Liebe sein,
zumindest redete er sich dies mit allen Vorstellungsmöglichkeiten ein.

Egal dachte er und war euphorisiert losgezogen.
hatte vorher noch einmal alle Details in Ruhe abgewogen.
Sie hatte Ihm nicht nur die genauen Koordinaten gesendet
sondern die letzte Nachricht hatte mit einer Art Detailplan geendet.

Jedes einzelne Detail des Vorgehens war für Ihn dort zu lesen,
als wäre Sie tatsächlich schon viele Male vorher an diesem schrecklichen Ort gewesen.
Nachdem er alles ein letztes Mal durchgegangen war,
flog er also los…der Nachmittagshimmel war wolkenlos klar.

Zuerst ging alles glatt, doch dann konnte er von Weitem sehen,
eine ganz Menge Menschen, dort drüben, in den Trümmern stehen.
Sie hatte Ihm gesagt, dass dort schon mehrmals Eliten gesichtet worden waren,
die Jugend, die sich dort herumtrieb, um echte Abenteuer zu erfahren.

Doch das dort waren definitiv Eliteeinheiten,
das konnte er an den Waffen erkennen, bereits von weitem.
Er wollte auf Nummer sicher gehen, auf alle Fälle
So flog er einen Umweg an die verabredete Stelle.

Doch als er dort einen Platz suchte, um den Shuttle zu verstecken,
sah er gerade dort Soldaten in den hinterletzten Ecken.
Offensichtlich suchten sie dort etwas mit immenser Energie
und während er dies beobachtete, machte er sich ernsthaft Sorgen um Sie !

Er hatte auf einem der alten Türme, dort oben, ein Versteck gefunden
und konnte mit dem Fernspähgerät die Gegend gut erkunden.
Er schätzte die Soldaten dort unten auf mindestens 20 Personen
und entdeckte weiter hinten sogar ein paar „Späh-Drohnen“.

Diese Späh-Drohnen sahen faktisch aus wie lebensechte Hundeund schnüffelten seit Minuten intensiver in die Runde.
Offensichtlich hatten Sie eine bestimmte Witterung aufgenommen
und plötzlich sah er Sie, vor Panik schweißnass , schemenhaft, verschwommen.

Sie hatte sich hinter einer der bröckelnden Säulen versteckt,
doch die Drohnen hatte sie bereits geortet und unverkennbar entdeckt.
Die Soldaten waren ungewohnt zuvorkommend und Sie wehrte sich nicht,
doch ahnte er deutlich den ungläubigen Groll in Ihrem wunderschönen Gesicht.

Sie argumentierte und artikulierte ohne jeden Unterlass,
doch in den Augen der Soldaten zeigte sich eher Mitleid als Hass.
Verzweifelt beobachtete er von oben die subtile Szenerie,
er musste und er wollte helfen, doch hatte keine Ahnung wie !

Also saß er abwartend auf seinem Posten und harrte den Dingen,
wie nur konnte er Sie und sich in Sicherheit bringen.
Während er sich kauernd sein Hirn zerbrach,
hörte er plötzlich, direkt unter, sich diesen Krach.

Und gerade als sein Fluchtinstinkt zu wirken begann,
pirschte sich unmittelbar eine Drohne an Ihn heran.
Er wusste, die Flucht war völlig aussichtslos
und so setze er sich hin, mit den Händen im Schoß.

Wartete auf die Drohnen Führer, die Ihn alsbald in Gewahrsam nahmen
doch Ihm gegenüber fiel die Härte leider gänzlich aus dem Rahmen.
Sie stießen Ihn vor sich her als wäre er ein tollwütiges Vieh,
schlugen Ihm wahlweise auf Ellenbogen, Brust, Kopf oder Knie.

An etlichen Stellen hatte er, letztendlich im Anzug zu Bluten begonnen
Und die warme Flüssigkeit war an der Innenseite der Schutzkleidung an Ihm herabgeronnen.
Völlig erschöpft warf man Ihn in eine Gitterbox, er konnte nicht sitzen und auch nicht stehen,
doch konnte er zusammengekrümmt in unmittelbarer Nähe, Ihre wunderschönen Augen sehen.

Sie befanden sich nun beide in einem „Hermobil“
und Sie kannte ganz offensichtlich dessen Ziel.
Beide trugen nun keine Anzüge mehr
und von irgendwo drang ein chemischer Desinfektionsgeruch her.

Sie saß neben Ihm und trug nur ein wunderschönes Sommerkleid
und er erkannte in Ihren Augen ganz offensichtlich Ihr Seelenleid.
Nachdem Sie den beiden Soldaten, die mit im Fahrzeug saßen, etwas zu geben schien,
öffneten Sie die Box und er konnte sich aus der seinem Gefängnis zieh`n.

Ziemlich angeschlagen saß er Ihr gegenüber und konnte sein Glück kaum fassen
und es war Ihm schier nicht möglich, den Blick von Ihr zu lassen.
So saßen Sie sich beide gegenüber und niemand sagte ein Wort,
er wusste nicht mehr wo er war, auf jeden Fall aber, an einem wundervollen Ort.

Sie sahen sich einfach nur an und keiner wollte das Schweigen brechen,
dies sollte sich dann leider unmittelbar rächen.
Denn nach einer ungewissen Zeit der Fahrt, blieb das „Hermo“ einfach stehen
Und Sie mußten beide wieder an Ihre vorherigen Plätze gehen.

So mußte er zurück in die Gitterbox kriechen
und man konnte den strengen Geruch des Desinfektionsmittels noch unmittelbarer riechen.
Die Schutzanzüge der beiden hatte man bereits vor dem Einstieg fortgenommen,
wie sollten Sie, nur wieder, aus dem Fahrzeug kommen.

Dank des „Hermo´s“ und seinem hermetischen Luftsystem,
konnte im Fahrzeug zwar keinerlei Infektionsgefahr besteh´n…
Aber dort draußen war ohne Anzug an kein Überleben zu denken,
doch diesem Umstand schien Sie keinerlei Beachtung zu schenken.

Und kurz bevor sich die Tür dann öffnet sollte,
Sie Ihn diesbezüglich doch noch beruhigen wollte.
Sie beugte sich zu Ihm, der wie ein Hund in der Box nach oben blickte
und sich erst beruhigte als er die Entspannung in Ihren Augen entdeckte.

Sie teilte Ihm mit, dass hier im „OVA“ alles in Ordnung sei
und man bewege sich hier völlig Schutzanzug frei.

6 Comments 2036

  1. Mo 25. März 2021 at 0:46

    Du Romantiker im Coronairrsinn😍

    Reply
    1. Matthias Vago 25. März 2021 at 2:38

      Für Romantik ist es nie zu spät ..😂🤘🏾

      Reply
  2. Sanni 25. März 2021 at 20:10

    Oh wie wunderbar! Ich bin begeistert. Du beschreibst die Szenen so unglaublich real, als wärst du selbst dabei gewesen.
    Eine Liebesgeschichte zum Mitfühlen in einer surrealen Welt und das ganze immer wieder mit Spannung versehen… Deine Geschichte ist perfekt. Sie hat alles, was eine gute Geschichte braucht.
    Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, lieber Matthias.
    Ich freue mich jetzt schon riesig auf Teil II.

    Reply
    1. Matthias Vago 25. März 2021 at 20:29

      Das freut mich so unheimlich, dass von Dir zu lesen liebe Sandra und es motiviert mich immens, nun doch zeitnah weiter daran zu arbeiten … ich danke Dir vielmals ❗️❗️❗️

      Reply
  3. Maria (herzblutpoesie) 27. März 2021 at 15:28

    Lieber Matthias, ich bin überwältigt von meiner Gedankenreise in dein von dir aufs Papier gebanntes Jahr 2036, weil deine Worte kamen bei mir so bildhaft an, als wäre ich mitten drin. Die Geschichte ist phänomenal-mitreißend-romantisch! Wahrlich meisterhaft geschrieben und verdichtet! Jetzt kann ich es erst recht nicht erwarten bis es mit Teil 2 und den sich Liebenden in diesem Irrsinn weitergeht…

    Reply
    1. Matthias Vago 27. März 2021 at 15:53

      Das freut mich immens, zumal mir dank Eurem Zuspruch diese Geschichte ungemein ans Herz gewachsen ist und ich derzeit nur noch 2036 denke 🙂 danke Dir für die Motivation und Deine super lieben Zeilen !!!!!

      Reply

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