Inbrünstiges Verlangen

Die Tatsache, dass sie sich erst vor weniger als einer Stunde, kurz vor Beginn der Ausgangsperre, auf offener Straße getroffen hatten, tat der fast schon animalischen, gegenseitigen Anziehungskraft, keinen Abbruch.
Im Gegenteil, der Reiz des Spontanen,
vermeintlich Verbotenen, hatte speziell auf Ihn seine Wirkung getan und er konnte es kaum erwarten zu Ihr nach Hause zu kommen.

Nachdem er auf dem Weg zum Zigaretten Automaten dieser wunderschönen Erscheinung begegnet war, hatten sie sich, nachdem sie ihn direkt und unverhohlen nach seiner Handynummer gefragt hatte, so intensiv in ein Gespräch verwickelt, dass beide völlig die Zeit und die Umgebung vergessen hatten.
Irgendwann hatte sie ihn darauf hingewiesen, dass sie sich in unmittelbarer Nähe ihres Apartment befanden und in Frage gestellt, ob er den Rückweg nach Hause zeitlich noch bewältigen könnte.

Er konnte sich dem Gefühl nicht erwehren, dass sie sich dessen von Anfang an bewusst war und ein gewisser Vorsatz ihrerseits wohl nicht von der Hand zu weisen war.
Er schmunzelte leise in sich hinein und fühlte sich wahrlich geehrt, das Interesse einer solch außerordentlichen Persönlichkeit geweckt zu haben.
Mit Anfang 50 war er rein körperlich in den letzten Monaten etwas aus der Form geraten und hatte sicherlich 5-7 Kilo zu viel auf den Hüften.
Allerdings hatte er trotz allem offensichtlich seine Ausstrahlung nicht verloren.

Die Aussicht auf einen ganz besonderen Abschluss des Tages mit dieser faszinierenden Frau, deren Alter er nicht schätzen konnte, ließ ihn innerlich wohlig erschaudern.
Sie hatte eine so tiefe und intensive, fast schon mystische Ausstrahlung und in ihren Augen schien sich das komplette Universum wieder zu spiegeln.
Als er gefragt wurde, ob er nicht die Nacht bei Ihr verbringen wolle, weil er sonst Gefahr laufen würde in eine Kontrolle zu geraten und mit einem saftigen Bußgeld bestraft zu werden, willigte er nur zu gerne ein und deute ihre über die Lippen streifende Zunge als die mehr als eindeutige Einladung sich bei ihr Zuhause ausgiebig miteinander zu beschäftigen.
So wurde kaum unnötig Zeit verloren als man ihr Apartment erreicht hatte und  bereits in dem kleinen Flur ihrer Einzimmerwohnung begann sich gegenseitig auszuziehen.

Ihr Körper Geruch hatte eine so betörende, fast schon berauschende Note, dass er im Duft ihres Körpers wie hypnotisiert die Umgebung wahrnahm.
Im Schlafbereich bemerkte er jedoch die beiden großen Spiegel, die, einer direkt über, der andere direkt hinter dem Bett angebracht waren.
Die Vorfreude auf ein ungewohntes, besonderes Spiel, entfachte seine Gier nach ihr zusätzlich und als sie ihn, bereits völlig entkleidet, auf das Bett stieß, ließ er sie wie in Trance gewähren.
Sie setzte sich unmittelbar auf ihn und als sie in sich zueinander fanden, durchströmte ihn ein Gefühl aus Glut, Hingabe, Ekstase und einer unermesslich, fast schon unmenschlichen Gier ihres Körpers.
Er hatte das Gefühl in ihre Seele zu blicken.

Als er die Augen öffnete um sich während dieser außergewöhnlichen Erfahrung in ihren Augen zu verlieren, sah er nur die tiefschwarzen Pupillen, die komplett mit der Iris verschmolzen waren.
In ihnen pulsierte etwas lichtförmiges, dass begann, sich zu einem vertikalen Schlitz zu verdichten.
Fasziniert und erschrocken zugleich sah er plötzlich einen Schatten im Spiegel hinter sich, der hinter ihrem Rücken hervorzublicken schien.
Diese schattenförmige Gestalt floss aus ihr heraus und nahm zunehmend Gestalt an.
Er konnte den Blick nicht von diesem abstoßenden Geschehen abwenden und konnte erkennen, wie sich das Wesen im Spiegel nach oben bewegte und sich im Übergang von der Wand zur Decke die grinsende Fratze eines geschlechtslosen, glutäugigen Dämons formte, die ihn unverhohlen ansah.
Er sah zu ihr, konnte an ihr selbst aber nichts erkennen.
Irritiert zurück auf den Spiegel blickend, sah er, wie das Wesen mit seiner unnatürlich langen Zunge von einem Mundwinkel zum anderen fuhr und als sich der Dämon von der Decke abstieß, um sich direkt in seine Eingeweide zu stürzen, hatte er doch die Gewissheit auf einen wahrhaft inbrünstigen Abgang…

6 Comments Inbrünstiges Verlangen

  1. Maria 9. Mai 2021 at 8:02

    Wow Matthias, was für eine Geschichte, die mich wieder in ihren Bann gezogen hat 👍👍👍.

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    1. Matthias Vago 9. Mai 2021 at 9:48

      Ganz lieb Maria, das freut mich so sehr … wünsche Dir einen schönen Muttertag ❣️🥰🤩🤗🙏🏼

      Reply
  2. Sanni 9. Mai 2021 at 15:49

    Ich sage nochmal DANKE für die Abendlektüre der Spitzenklasse! 👏👏👏
    Deine Geschichte hat mich sofort wieder gefesselt.
    Du schreibst mich in eine andere Welt. Großartig!!! 😘

    Reply
    1. Matthias Vago 9. Mai 2021 at 19:26

      Ich denke einen Teil kann man da noch dranbasteln 🤪

      Reply
      1. Sanni 13. Mai 2021 at 15:19

        Egal ob dran- oder gänzlich neu gebastelt, ich lasse mich gern von dir entführen. 😉😄

        Reply
        1. Matthias Vago 13. Mai 2021 at 19:42

          Schau mer mal hat Franz B schon immer gemeint ?

          Reply

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