Category Alltag

Belogen

Im Ganzen hab ich mich geteilt,
mich mit stumpfer Klinge blutig gefeilt,
bin saftlos im eigenen Blut versunken,
verbrannte ohne Glanz in schwarzen Funken.
Konnte mich nicht retten,
denn ich wollte vergehen,
hatte große Lust
ohne Rückgrat zu widerstehen,
hab mir selbst die ewige Treue geschworen
und endlich allen Glauben an mich verloren.
So habe ich mich wieder zusammengefügt,
während mich jede meiner Zeilen
vorsätzlich belügt …!

Gegenwehr(los)

Ich bin mir entkommen
um mich dauerhaft in mir festzusetzen,
habe so viel gelernt um mich
bewusst an mir zu verschätzen,
will wahrlich vieles nur noch
sehr bedingt erkennen,
denn ich muss die Kinder bei
Ihren „Kosenamen“ nennen.
Werd mich in alle Winde verstreuen,
um das Zentrum keinesfalls zu bereuen,
muss mir unbewusst Intellekt einbläuen,
denn es ist mir zuwider
kein Wissen zu scheuen.
So werde ich dem Leben weiter lauschen,
um dessen wahrlich verworrenes Rauschen,
in mir zur Harmonie zu bauschen,
um es irgendwann
gegen völlige Stille
zu tauschen.

 

Gradwanderungen

Immer dann wenn sich die eiserne Seelenjungfrau schließt
und sich mein reinigendes Blut aus Ihrem gnadenlosen Körper ergießt,
kann das Folterspiel von vorn beginnen
und ich werde am Ende stets gewinnen.
Beflügeln mich auch der Umwelt Dämonen und Geister,
bin doch stets ich selbst mein eigner Foltermeister.
Bestimme sowohl die Werkzeuge der Qualen als auch die Intensität
und auch den Zeitpunkt wann mein Inneres nach Erlösung fleht.
Oftmals mag ich mich gerne an Gedanken erhängen,
wenn mich mediale Reize förmlich dazu drängen.
Am besten erfühlen lässt sich mein Schmerz der Welt,
wenn meine Seele auf dem Scheiterhaufen zu Asche zerfällt.
Unrecht im Umfeld meiner Sinne lässt sich ideal erspüren,
wenn mich die Dämonen der Bosheit, dem Seelen Schafott entgegen führen.
So lässt all das Übel der Menschen meine Fantasie erblühen,
ihre Verdorbenheit bringt meine Kreativität zum Glühen.
Ausgeweidet, zerstückelt, verbrannt,
keine innere Folter bleibt je unbekannt.
Und doch lindert die kleinste wahrlich menschliche Kleinigkeit,
jede Folter, jede Qual, nahezu jedes Leid.
So lasse ich mich gerne heilen von dieser Art der Besonderheiten
denn wenn mich Qual, Erlösung und Liebe gleichermaßen begleiten,
kann ich meinen bitter süßen Weg des Lebens, nur zu gerne weiter beschreiten !

Verfeilt

Manchmal feil ich mir
melancholisch die Wahrnehmung stumpf
um euphorisch zu ertrinken, im süßlich zähen Seelensumpf.
Erst lasse ich in mir zarte Nebel entstehen,
um die Dinge um mich herum, nicht mehr wirklich klar zu sehen.

Dann mag ich mir die Emotionen in Salz einweichen,
bis die Tränen zaghaft beginnen auszuschleichen.
Irgendwann dann endlich bleibt mir keine weitere Wahl
und ich ergebe mich begeistert der beschworenen Qual.

Verliere den Halt und lass mich treiben,
will es reißen fühlen in meinen Eingeweiden.
Um in warmer, feuchter Dunkelheit unterzugehen
und aus dem Sud des Selbstmitleids wieder neu zu entstehen.

Wie aus einem Cocoon kann ich dann dem alten Fleisch entsteigen
um mich dem Leben gegenüber wieder angemessen
dankbar zu zeigen

Neigung

Nachhaltig Begriffe auszuschlachten,
hat stets nur den einen Sinn,
nach dem eignen Vorteil zu trachten.
Denn oft wird,
was aus guten Gedanken entsteht,
sukzessive, im Laufe der Zeit, von aufkeimender Profitgier niedergemäht.
Doch wenn die Intensität
in allen Bereichen steigt,
sich der Geisteszustand ganzer Völker, nachhaltig Richtung Minimum neigt.